51. Rundfunktagung der evangelischen Frauen in Bayern (EFB) am 11.5.2016 in München

Unerhörtes und noch nie Gesehenes auf neuen Ausspielwegen. Das Angebot des Bayerischen Rundfunks in Zeiten des digitalen Umbruchs.

Elke Beck-Flachsenberg, Vorsitzende der EFB und stellvertretende Vorsitzende des BR-Rundfunkrates
Der BR verändert sich, weil seine Nutzerinnen und Nutzer sich verändert haben. Viele sehen und hören nicht mehr „linear“, sondern digital, hören Musik im Internet, erfahren Neuigkeiten über eine App auf dem Smartphone, sehen einen Filmbeitrag auf  Youtube oder posten auf Facebook. Die über 70 Teilnehmerinnen aus den EFB–Mitgliedsorganisationen – v.a. aus dem DEF - sind diese Nutzerinnen oder Interessierte an den Neuerungen.

(c) BR/Foto Sessner

Andrea Mittlmeier, Abteilung Softwareentwicklung und Plattformen
Die Flüchtlings-App „Ankommen“ ist Beispiel einer Entwicklung aus der Abteilung in der Rekordzeit von acht Wochen. In Kooperation mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Goetheinstitut vermittelt sie in fünf Sprachen Informationen zu den Schwerpunktthemen: Sprache, Grundlagen zum Ankommen in Deutschland und Wertevermittlung mit der besonderen Betonung der Gleichheit von Mann und Frau.

(c) BR/Foto Markus Konvalin

Marcus Schuler, Abteilung Softwareentwicklung und Plattformen
Der BR braucht adäquate Angebote („Habe Inhalt, suche Publikum!“) um in Bayern trotz Google und Co. noch Relevanz zu haben. Deshalb gibt es  diese Abteilung, in der Journalismus UND Technik zusammenarbeiten mit  InformatikerInnen und DesignerInnen. Die Personalisierung der Angebote ist dabei die große Herausforderung, denn Algorithmen erlauben, bei Benutzung eines Themas ähnlich relevante Themen anzubieten. Das fordert den  Datenschutz und über persönliche Interessen hinausgehende Angebote heraus. 

(c) BR

Gudrun Riedl, Stellvertretende Leiterin der Redaktion Webaktualität
Zwei Aspekte sind bei den alten Aufgaben und neuen Möglichkeiten wichtig: Im Netz zählt Schnelligkeit. Es geht um Minuten. Aber es geht auch um Exaktheit. Deshalb sind i.d.R. zwei Quellen für eine Nachricht notwendig. Im Netz müssen die Themen nah an den Menschen sein: Bayern und Regionalität. Und sie brauchen einen emotionalen Kern, denn nur mit „harten“ Themen wird keine Aufmerksamkeit erzeugt. Aufmerksamkeit bekomme ich über „Follower“, über Bilder und eine direkte Ansprache. Denn eine Regel heißt: Langweile nie!

(c) BR/Philipp Kimmelzwinger

Karin Schlüter, Redaktion Telemedien
Am Beispiel von Bayern 1 im Netz zeigt sich, dass das alte Medium für die neue Technik nicht
mehr passt. Denn Musik, Nachrichten, Moderation, Wetter und Verkehr, alles was Bayern 1 als Produkt ausmacht, ist im Internet nicht umsetzbar. Aber: Das Wetter z.B. kann mit einem Bild unterlegt werden und die Nutzer können ihre Wetterbilder schicken. Und das besondere Bayern 1- Gefühl zu Hause und entspannt zu sein, das kann auch in einer online-Strategie aufgebaut werden mit Serviceleistungen und Kommentaren der NutzerInnen oder Kochen mit einem Sternekoch und Gesprächen in einer Familie mit deren Kochrezept.

(c) BR

Thomas Hinrichs, Informationsdirektor
Das „Lagerfeuer“, existiert nur noch in den seltensten Fällen, dass die ganze Familie um den Fernseher versammelt ist. Dennoch hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Aufgabe, für einen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu sorgen, alle MediennutzerInnen, die ältere, mittlere und jüngere Generation zu informieren, alte und neue Ausspielwege bereitzuhalten, damit alle erreicht werden und Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen können. Als Dienstleister muss der BR „zwei Pferde“ reiten, auch wenn nur Futter für ein Pferd da ist.

(c) BR/Foto Markus Konvalin

Steffen Kühne, Softwareentwickler, BR Data
„Schnee von morgen“ ist ein Beispiel, was Daten – gesammelt, recherchiert, analysiert, visualisiert und publiziert – aussagen können etwa zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus. Denn Daten zeigen Entwicklungen und eine Reportage kann daraufhin entweder allgemein oder detailliert, beschreibend oder bewertend, portioniert erzählen oder die Nutzerinnen selber entdecken lassen. Für die kleine, aber schon erfolgreiche Redaktion sind Kooperationspartner und Experten notwendig.

(c) BR/Lisa Hinder

Thomas Sessner, Leiter BR Next
„Generation What?“ist ein groß angelegtes Projekt mehrerer  Sender: In zwölf Ländern Europas können 18-bis 34-Jährige mit einem interaktiven Online-Fragebogen sich selber darstellen und ihre Meinung zu äußern über Liebe, Sex und Freundschaft, Job (oder nicht), Ausbildung, Familie und Politik. Die endgültige Auswertung soll im Herbst vorliegen. Das zweite Projekt, die BR 360 Grad-Video-Technologie, erlaubt ein räumliches Erleben; die Teilnehmerinnen konnten sich von dem Gefühl, am Ort des Geschehens zu sein, selber überzeugen.

(c) BR/Lisa Hinder

Am Ende der Tagung stand der nachdenkliche Satz, dass wir staunen, obwohl wir nicht wissen, was aus den Entwicklungen wird, doch dass am Ende nur eines zählt: Wahrhaftigkeit.

Elke Beck-Flachsenberg