KI als Chance und Herausforderung - Tagungsbericht

BLM-Medientagung Foyer
Bildrechte K. Geiger

Künstliche Intelligenz (KI) - Kreativ & Informativ? KI als Chance und Herausforderung - Tagungsbericht von Medienrätin Ulla Kriebel

Die diesjährige gemeinsame Tagung der evangelischen und katholischen Frauenverbände Bayerns am 15. Mai 2024 bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) trug den Titel „Kreativ & Informativ? KI als Chance und Herausforderung.“
Die über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassten sich einen Tag lang mit KI, einer Technologie, die spätestens seit Veröffentlichung von ChatGPT im Herbst 2022 die Nischen der Wissensgesellschaft und Entwicklungslabore verlassen hat und in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Die Tagung eröffnete ein Vortrag des Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien Dr. Thorsten Schmiege. Nachdem er zunächst kurz die BLM in dem, was sie ist und was sie tut, vorgestellt hatte, thematisierte er die Herausforderungen von KI und die ersten Positionierungen für den Umgang mit KI, die der Medienrat in Bayern und auch andere Medienanstalten vorgenommen haben. So hat der Medienrat in Bayern Leitlinien formuliert für den Einsatz von KI im Journalismus, wie zum Beispiel die Beachtung journalistischer Sorgfaltspflicht auch bei der Verwendung von KI, die Berücksichtigung von Urheber- und Verwertungsrechten, ausgewogene Meinungsbildung trotz Personalisierung oder auch den Appell, durch den Einsatz von KI in den Redaktionen nicht Personal zu ersetzen, sondern zu entlasten.

Im Folgenden präsentierte Dr. Schmiege einige Beispiele für die Verwendung von KI, um Barrierefreiheit in den Medien zu ermöglichen. So können zum Beispiel Zeitungstexte durch eine KI-generierte Stimme vorgelesen werden oder Audiodeskriptionen zu Videos durch KI ohne großen Aufwand erstellt werden. Die Entwicklung geht in diesem Bereich dahin, dass in Zukunft gesprochene Texte automatisch mit Hilfe eines KI-Avatars in Gebärdensprache übersetzt werden können und damit kostengünstig ein großer Schritt hin zu Barrierefreiheit zum Beispiel im Fernsehen geleistet werden kann. Am Ende der Ausführungen kam Dr. Schmiege noch auf die KI-Verordnung der EU, dem sog. AI-Act, und seinen Problemen zu sprechen. Positiver Ausblick am Ende stellte die geplante Einrichtung eines KI-Kompetenzzentrums in Bayern dar.


Was KI kann und was nicht

Der zweite Referent des Tages, Jim Sengl, der digital zugeschaltet war, brachte einen hervorragenden Überblick darüber, was KI bisher kann und was nicht. In seiner packenden und unterhaltsamen Art traf der Referent zunächst die Unterscheidung zwischen schwacher und starker KI. Schwache KI ist schon lange in Anwendung, z.B. bei den Schachcomputern. Die KI der Schachcomputer lernt zwar auch mit jedem Schachzug dazu, doch sie kann nichts anderes als Computer spielen. Bei der starken KI weitet sich das Lernvermögen von KI auf alle Bereiche menschlichen Denkens aus. Mit den Anfängen dieser starken KI haben wir es, so Jim Sengl, jetzt zu tun, wenn wir zum Beispiel ChatGPT benutzen.

Eindrucksvoll und sehr verständlich zeigte der Referent auf, wie KI zunächst mit riesigen Datenmengen gefüttert wird, auf die KI dann zurückgreift, wenn sie eine Anweisung bekommt, was sie zu machen hat.

Jim Sengl erläuterte seine Ausführungen unter anderem an einem selbstgeschriebenen Liedtext, den KI in einen Song umsetzen sollte. Ergebnis waren drei Lieder völlig unterschiedlicher Musikgenres. Auch zeigte der Referent an einem Beispiel, dass in Minutenschnelle von einer Person ein Avatar erstellt werden kann, dem bestimmte Worte in den Mund gelegt werden können. Auf Chancen und Gefahren solcher Möglichkeiten verwies Herr Sengl.

Nach der Mittagspause, in der die Gäste auf Kosten der BLM verpflegt wurden, wurde der Blick von KI-Anwendung allgemein auf die Anwendung von KI im Radiobereich gewendet. Mirko Drenger, Geschäftsführer von Antenne Deutschland, erläuterte sehr abwechslungsreich und spannend, dass Antenne Deutschland schon sehr früh den mutigen Schritt gemacht hat und einen vollständig AI-moderierten Sender gestartet hat. Der Sender Absolut Radio AI ist ein weltweit erstes KI-moderiertes Radioprogramm auf DAB+. Herr Drenger führte anhand von Beispielen vor, wie der Moderator kAI (Vorsicht Wortspiel!) über KI und Musik spricht. Wie dies technisch möglich ist, erläuterte der Referent, indem er den Aufbau der Logik hinter Absolut Radio AI aufzeigte.

Er problematisierte auch die Herausforderung, dass unpassende oder falsche Inhalte vermieden werden müssen. Als nächste Schritte in der Entwicklung dieses KI-gesteuerten Radiosenders sah er die Erweiterung der Themenbereiche, über die kAI sprechen kann, die Verbesserung der Stimme, wie zum Beispiel Atmen, Räuspern oder Versprecher, das Führen von Dialogen und Chats mit den Hörern, die Anwendung weiterer Sprachen etc. Die Abschlussfrage, ob KI eine Bedrohung oder ein Effizienzgewinn für das Radio sein kann, beendete er mit der Aussage: Menschen werden künftig nicht durch KI ersetzt werden, sondern durch Menschen, die die KI beherrschen.

Den Abschluss der Tagung bildete die Präsentation von Dr. Martina Kollroß, der Projektleiterin der Stiftung Medienpädagogik Bayern der BLM. Sie zeigte, welche Herausforderungen in der Bildung in unserer von KI sehr stark beeinflussten Welt entstehen. Anhand eines Projektes zum Wahlverhalten wurde für den Einsatz in der Schule gezeigt, wie sehr der einzelne durch Chats, Falschmeldungen, Werbung etc. in seinem Wahlverhalten beeinflusst werden kann.

Mit einem Schlusswort durch die Medienrätinnen Katharina Geiger und Ulla Kriebel endete die von allen Beteiligten als äußerst informativ und kurzweilig bewertete Tagung.